Der Brandner Kaspar

Dass man den Tod überlisten kann und weiterleben darf, ist mehr als eine bayerische Geschichte; das ist ein uralter Menschheitstraum. So ist Kobell’s „Brandner Kaspar“ mehr als eine bayerische Erzählung. Sie behandelt in harmonischer Weise ein ewiges, großes Thema. Der Kaspar liebt seine Heimat so sehr, dass er sich nicht vorstellen kann, sie zu verlassen. Als ihm indes vergönnt wird, ins Paradies zu schauen, erkennt er, dass im Jenseits das Spiegelbild der Seligkeit des Diesseits zu finden ist. Der Trost, der von diesem Jenseitsbegriff ausgeht, ist vielleicht ein Grund für die Faszination der Komödie vom Brandner Kaspar.
Die Erzählung vom „Brandner Kaspar“ erschien 1871 in den „Fliegenden Blättern“. Franz von Kobell war damals 68 Jahre alt, seit 25 Jahren Witwer und, obwohl er mitten im tätigen Leben stand, wohl schon recht weise und abgeklärt.
Ihm war der Tod nicht ein schwarzer Engel oder eine erschreckende Naturgewalt. Für einen Jäger und Naturforscher wie ihn, der das bäuerliche, das einfach Leben kannte und es im Grunde selber lebte, hatte der Tod recht wenig Dämonie und Majestät. Er gehört halt dazu, man machte nicht viel Aufhebens von ihm. Und nennt ihn respektlos den „Boanlkramer“. Eine recht abwertende Berufsbezeichnung, denn ein Kramer ist schließlich ein Händler, der nur im ganz kleinen Stil kauft und verkauft. Und „Boanl“, Knochen, Gebeine – das kann wohl nichts Wertvolles sein.
Im Märchen wird der Tod in den Apfelbaum gebannt. In anderen Sagen leitet man ihn in die Irre, um ihm zu entkommen. Man flieht vor ihm, wie vor jenem Tod in China, dem der Reiche zu Pferde davongaloppiert, um ihn schließlich dort zu treffen, wo er ihm entkommen zu sein glaubt.
In Bayern geht es handfester zu und Kobell macht sich eine hintersinnige Gaudi. Sein Boanlkramer kommt, wie im bäuerlichen Leben die gewissen Bazi, die Viechhandler, Hochzeitlader und Schmuser, in die Bauernstube, um Geschäfte zu machen.
Und ein gutes Geschäft macht der Brandner denn auch mit ihm.

 

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