Die Glasmenagerie

In einer schäbigen Mietskaserne im St. Louis der späten dreißiger Jahre lebt Amanda Wingfield mit ihrem Sohn Tom und ihrer leicht gehbehinderten Tochter Laura. Sie hat als Tochter aus einer reichen Pflanzerfamilie bessere Tage gesehen, aber ihren sozialen Abstieg selbst eingeleitet, als sie bezaubert von dessen Charme, einen einfache Telefonisten heiratet, der zudem Amanda mit zwei Kindern bald sitzen lässt. Die drei Wingfields leben mehr schlecht als recht von dem schmalen Gehalt, das Tom als Angestellter im Lagerhaus einer großen Schuhfabrik verdient. Dennoch hat Amanda nie das Gehabe der großen Dame aus der Pflanzeraristokraite des Südens abgelegt, und wenn ihre Lebensumstände nicht dazu passen wollen, nimmt sie sie einfach nicht zur Kenntnis.
Ihre Kinder liebt sie aufrichtig und möchte ihre Zukunft gesichert wissen, doch ist ihre Fürsorge geradezu grotesk diktatorisch, sie verfügt für und über ihre Kinder. Beide leiden auf ihre Art darunter: Tom, der eigentlich Dichter werden möchte, der aber die Familie ernähren muss, fühlt, wie ihn die Enge der Umgebung, die räumliche wie die geistige , zu ersticken droht. Er fliegt zunächst ins Kino, erkennt aber den Rückzug in eine Traumwelt als Sackgasse. Er wird aggressiv, vor allem gegen seine Mutter, beginnt seinen Ausstieg zu planen und setzt sich schließlich, genau wie sein Vater, von der Familie ab.
Laura ist gehbehindert. Das treibt das von der Natur ohnehin schüchterne Mädchen in eine Kontaktangst und Menschenfurcht, die mit jeder schlechten Erfahrung pathologischer Züge annimmt. Sie konzentriert ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihre Glastiersammlung, die „Glasmenagerie“, reduziert ihren Umgang also auf lebloses Glas. Als die Mutter ihr einen Kursus in Stenographie und Schreibmaschine aufnötigt, um sie auf eigene Füße zu stellen, bricht sie unter dem Leistungsdruck zusammen und schwänzt die Schule.
Mit ungebrochener Tatkraft macht sich Amanda nun daran, einen Mann für Laura zu finden, ohne zu merken, wie ihre Tochter unter ihren Bemühungen leidet. Auf ihr Drängen lädt Tom einen Arbeitskollegen, Jim O’Connor, der zu allem Unglück Lauras heimlicher Schwarm auf der Mittelschule war, zum Essen ein. Unbekümmert bricht dieser junge Mann in Lauras abgekapselte Welt ein, beginnt von Lauras Bewunderung geschmeichelt, einen Flirt und lockt Laura aus ihrem Schneckenhaus, küsst sie sogar. Als er aber merkt, welch verbindlichen Charakter seine Bemühungen für Laura haben, bläst er eilig zum Rückzug und bricht überhastet auf, weil er seine Verlobte vom Bahnhof abholen muss. Sei das nun eine Ausrede oder wahr, Laura ist tief getroffen und zieht sich nun endgültig in die künstliche Welt ihrer Glasfiguren zurück, erstarrt, selber ein Stück Glas.

 

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